Augen auf, beim Fahrzeugverkauf! Auch hier lauern Trickbetrüger, wie wir selber feststellen mussten. Damit ihr gewarnt seid, hier die ganze Geschichte.
Jetzt steht er online
Nachdem wir das Wohnmobil gekauft hatten, entschieden wir uns, unseren Wohnwagen zu verkaufen.
Es war Anfang November, als die Anzeige online ging. Für alle, die sich wie wir im Herbst umsehen wollten, ob es zu dieser Jahreszeit etwas Preiswerteres gab, als im Frühjahr.
Ein komisches Gefühl.
Wir hatten einen etwas höheren Preis aufgerufen, als wir letztlich für unser Gebrauchtfahrzeug erwarteten. Einerseits wollten wir eine gute Verhandlungsbasis schaffen, andrerseits würde uns das vielleicht das Loslassen erleichtern. Immerhin hatten wir den Wohnwagen bereits seit über 10 Jahren.
Der erste Interessent meldete sich noch am selben Tag.

„Ich kaufe euren Wohnwagen“
Ein weiterer Interessent meldete sich tags darauf.
Als ich aus der Arbeit kam, verkündete mein Mann: „Herr X möchte unseren Wohnwagen kaufen.“
Ich: „Wie? Was? Ungesehen?“
Ja, in der Tat. Herr X wollte den Wohnwagen als Alterswohnsitz auf einen österreichischen Campingplatz stellen. Stellen lassen, genauer gesagt. Er wollte ihn durch eine Spedition abholen lassen. Ohne ihn vorher zu besichtigen.


Ich war sehr skeptisch. Doch mein Mann hatte bereits einen Vertrag ausgefüllt und dem Kaufinteressenten geschickt. Allerdings nicht unbedarft und ohne vorher zu recherchieren. Mit entsprechenden Klauseln hatte er uns im Vertrag abgesichert:
- Vorabüberweisung des Geldes auf unser Konto
- Rücktritt vom Vertrag, wenn das Geld nicht innerhalb von 7 Tagen eingegangen ist
- Der Wohnwagen gilt als zugestellt, sobald er der Spedition übergeben wurde
Wer steckt dahinter?
Der Kaufwillige hatte uns eine Kopie seines Ausweises gemailt. Wir googelten und fanden diese Person an der angegebenen Adresse und sogar eine Telefonnummer. Allerdings war der Herr bereits 80 Jahre alt. Und trotzdem so fit, derart regen E-Mail-Verkehr zu führen? Möglich ja, aber …

Außerdem wohnte der gute Mann im Ruhrgebiet. Wollte er seinen Alterswohnsitz tatsächlich nach Österreich verlegen? Mit 80? Ich könnte mir vorstellen, dass es Leute von dort eher in die Niederlande zieht. Einfach, weil näher und aus vielen Urlauben vertrauter …
Unsere Zweifel blieben.
Vorsicht Abzocke
Keinen Zweifel gab es mehr, als der unterschriebene Vertrag zurückkam. Jetzt wussten wir sicher, dass wir es mit einem Gauner zu tun hatten. Unser E-Mail-Partner war sicherlich nicht Herr X. Woher auch immer er dessen Ausweiskopie hatte.
Der Käufer hielt sich nämlich nicht an die Vertragsbedingungen:
- Er überwies das Geld nicht an uns, sondern wies es an die UBS-Bank an, die es nach Wohnwagenerhalt an uns weiterleiten sollte.
- Wir sollten die Spedition für die Wohnwagenabholung beauftragen und bezahlen. Dazu hatte der Käufer entsprechend zusätzlich Geld zur Verfügung gestellt.

Der Käufer forderte von uns auch, sofort (!) Rückmeldung zu geben.
Abzocke abgewendet
Es gab noch mehr Anzeichen, die auf Betrug hinwiesen. Zum Beispiel wollte uns der Käufer (noch?) nicht verraten, wohin genau die Spedition den Wohnwagen bringen würde. Wir sollten sie aber beauftragen und bezahlen!
Ja, hält der uns für blöd!? Wir sollen eine von ihm vorgegebene Spedition beauftragen und bezahlen? Für eine Dienstleistung, die er haben will? Wo gibt’s denn so was?
Auch die E-Mails gaben Hinweise. Der deutsche Name, den der Käufer verwendete, enthielt nämlich ein ß. In der E-Mail-Adresse war dieses durch b ersetzt worden, statt durch … (ihr wisst schon, was im Deutschen ersatzweise verwendet wird).
Und in den Texten blitzte immer wieder durch, dass wir es mit einem Nicht-Deutschen zu tun hatten.
Betrugsmasche
Inzwischen war uns klar, wie das ablaufen sollte:
- Der Käufer wies Geld für den Wohnwagen und die Spedition seiner Bank an.
- Die Bank bestätigte uns, dass das Geld zur Auszahlung an uns bereitliege.
- Der Käufer forderte uns auf, die von ihm ausgesuchte Spedition zu beauftragen und zu bezahlen.
- Diese würde den Wohnwagen abholen und wer weiß wohin bringen. Vermutlich würden sie uns mit „Wir wissen schon wohin. Herr X hat uns informiert.“ abspeisen.
- Der Käufer würde behaupten, er habe den Wohnwagen nie erhalten.
- Die Bank würde ihm das Geld rückerstatten, anstatt es uns auszuzahlen.
=> Wohnwagen weg, kein Geld und noch mehrere 100€ für die Spedition bezahlt!
Nein, danke!


Nicht mit uns!
Wir taten nichts und warteten einfach ab. Der Käufer sollte sich gefälligst an die im Vertrag vereinbarten Bedingungen halten!

Nach einer Woche ohne Geldeingang auf unserem Konto, teilten wir dem Käufer mit, dass wir vom Vertrag zurücktreten. Wir hörten nie wieder etwas von ihm.
Zur Polizei gingen wir nicht. Wir riefen zwar dort an, doch telefonisch konnten wir keine Anzeige erstatten. Und persönlich machten wir uns nicht die Mühe. Das hatte in einem früheren Fall schon nichts gebracht. Polizeilicher Personalmangel.
Wir verzichteten auch darauf, den richtigen Herrn X anzurufen. Wir fürchteten, er könnte auf seine alten Tage den Schock seines Lebens bekommen, wenn er erfährt, was Fremde mit seinen Ausweisdaten so treiben.
Weitere unseriöse Anfragen
Natürlich hatten wir auch die obligatorischen „Was ist beste Preis?“-Anfragen. Das hatten wir schon von den Wohnmobilverkäufern gehört, bei denen wir gekauft hatten.
Ich hätte darauf ja am liebsten immer 5000€ mehr angegeben. Schließlich wäre das für uns der beste Preis gewesen.
Andere fragten, ob der Hagelschaden abgerechnet worden war. Denen ging es nur darum, uns möglichst weit runterzuhandeln, den Wohnwagen billig zu kaufen, um dann diesen alten Schaden bei der Versicherung als neuen Hagelschaden abzurechnen. Versicherungsbetrug vom Feinsten.

Habt ihr es auch schon mit Betrügern beim Fahrzeugverkauf zu tun gehabt? Welche Tricks haben sie bei euch angewendet?
Lasst es uns in den Kommentaren wissen!